28 May 2019
Trotz Italiens Rezession in den späten 1970er-Jahren hatten Ermanno Morini, Germano Storci, Yvon Van Neste und Valdo Ravanetti – die Gründer von Procomac – ein untrügliches Gespür für ihre Geschäftschancen in der Sterilisation von Glas- und Kunststoffbehältern. Sie bündelten ihre Kräfte, nahmen Phantasie, Antrieb und Mut zusammen und machten sich an die Arbeit. Das in jenen frühen Jahren gewagte hohe Risiko zahlte sich durch den späteren Erfolg aus und zeigt sich bis heute in der GEA Procomac S.p.A.
Der italienische Markt für Erfrischungsgetränke war bereits in den 1920er-Jahren gut entwickelt, aromatisierte Soda-Getränke zum Beispiel waren en vogue. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten neue industrielle Abfülltechnologien in Verbindung mit steigenden Löhnen der Bevölkerung und dem starken Wachstum großer internationaler Unternehmen, die in Europa investieren, zu einem raschen Anstieg des Konsums. Mineralwasser hingegen blieb viele Jahre lang ein Nischenprodukt, das vor allem die Wohlhabenden schätzten, die ihm gesundheitsfördernde Eigenschaften zusprachen. Mit der großflächigen Entwicklung des Einzelhandels in den 80er-Jahren wurde Mineralwasser schließlich für mehr Menschen erschwinglich. Zu Beginn dieses Booms lieferte Procomac Glasflaschenreinigungsmaschinen und Förderanlagen an führende Marken wie San Benedetto, Vera, Fonte Panna und Recoaro.
Originale Procomac-Zentrale in Collecchio, Italien, in der Nähe von Parma, undatiert.
Schon damals tüftelte Procomac bereits an bahnbrechenden neuen Ideen: So war es beispielsweise in den 1980er-Jahren das erste Unternehmen, das ionisiertes Wasser zur Sterilisation von Glasbehältern für Weingüter einsetzte – der Beginn einer langen Reihe von Entwicklungen, durch die Procomac an Reputation gewann.
Die Einführung neuer Geschmacksrichtungen und Behälterformen wie PET in den folgenden Jahren, kombiniert mit gezielten Marketingmaßnahmen, ließ die Produktion und den Verbrauch von abgefüllten Getränken weltweit weiter steigen. Mit der Umstellung auf Kunststoff waren abgefüllte Getränke leichter und sicherer zu transportieren, was den Wunsch der Konsumenten punktgenau traf. Procomac erkannte schnell seine Potenziale und entwickelte eine ganze Reihe von Technologien für diese neuen Formate, darunter: Lagersilos, Luftförderanlagen, Sortierer, Spülsysteme und PET-Flaschenfüller.
Der Marktdynamik folgend zog Procomac 1983 in neue Räumlichkeiten in Sala Baganza, ebenfalls in der Nähe von Parma, die die Kapazitäten deutlich erhöhten. Anschließend – und letztmalig – zog die Gesellschaft in eine noch größere Immobilie, die heute 24.000 Quadratmeter Produktionsfläche und eine eigenständige Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit Labor- und Ingenieurbüros für die Erprobung neuer Geräte und technischer Lösungen umfasst. Auch PET-Blasstrecktechnologien werden in der Nähe hergestellt. „Früher war Procomac in erster Linie als Sublieferant für andere Hersteller tätig. Mit der Einführung unseres eigenen Flaschenfüllers Anfang der 90er-Jahre konnten wir unseren Kunden erstmals komplette schlüsselfertige Abfüllsysteme anbieten. Das war ein Moment, auf den wir sehr stolz sind,“ sagt Luigi Baiocchi, Head of Business Development Blowing, Filling & Packaging bei GEA Procomac.
Die Möglichkeit, das Geschäft in Richtung aseptische Abfüllung zu lenken, ergab sich Mitte der 90er-Jahre, als einer der größten italienischen Kunden von Procomac empfindliche Produkte wie Tee in Kunststoffbehälter abfüllen wollte – und zwar ohne Konservierungsmittel. Das Unternehmen realisierte daraufhin erfolgreich sein erstes aseptisches Abfüllprojekt, eine Technologie, die sich später international durchsetzen sollte. Tatsächlich wurden viele der technischen Entwicklungen Procomacs später zu anerkannten Industriestandards. Viele von ihnen zählen zu den Pionierleistungen der Branche.
Procomac:
Die erste integrierte aseptische Injektions-Blas-Füll-Anlage ASIS, Japan, Mitte der 90er-Jahre: vom PET-Harz bis zur gefüllten Flasche in einem einzigen System ohne Behältersterilisation.
Luigi Bonzanini, Head of Global Sales & Marketing bei GEA Procomac berichtet: „Als Procomac 2007 zu GEA kam, waren weltweit mehr als 300 komplette Abfüllanlagen in Betrieb, darunter viele aseptische. Unsere F&E-Aktivitäten konzentrierten sich in hohem Maße auf diese sich schnell weiterentwickelnde Technologie, mit der wir Verbrauchern mehr Vielfalt in Bezug auf Getränke und Formate bieten und gleichzeitig unseren Kunden Kosteneinsparungen ermöglichen können. Mit Unterstützung von GEA konnten wir diese Kompetenz noch weiter ausbauen.“ Der von den Gründern einst vermittelte Esprit von „Geht nicht – gibt’s nicht“ ist bis heute nicht verschwunden. Und tatsächlich sind einige der langjährigen Mitarbeiter von Procomac immer noch im Unternehmen und geben ihr wertvolles Wissen weiter.
Die aseptischen Linien von GEA Procomac sind inzwischen stark diversifiziert. Weitere Produktmeilensteine sind:
Aseptische Abfülltechnik für sensible Getränke von GEA Procomac.
- Luigi Bonzanini, Head of Global Sales & Marketing, GEA Procomac
In den vergangenen 40 Jahren ist die aseptische Abfüllindustrie gereift und extrem wettbewerbsfähig geworden, angespornt durch neue Forderungen von Verbrauchern, Einzelhandel und verschiedenen Interessengruppen entlang der gesamten Lieferkette. „Wir werden unser Produktportfolio im Bereich der sensiblen Getränke weiter ausbauen – und das gesamte Spektrum der aseptischen und Ultraclean-Abfüllung abdecken. Dabei aber wollen wir wettbewerbsfähig bleiben und außergewöhnliche Leistungen erbringen“, schreibt sich Donato De Dominicis, Managing Director bei GEA Procomac, auf die Fahnen. „Dies wird unser Angebot in den Segmenten Milchprodukte, Säfte, Tee und Erfrischungsgetränke stärken. Wir werden auch unsere F&E-Arbeiten fortsetzen, um weiterhin die beste Technologie zu liefern.“ In Vorbereitung sind „intelligente“ Produkte, die die Fortschritte in der Verarbeitungsleistung, das maschinelle Lernen und das IOT (Internet der Dinge) nutzen, um Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit zu steigern. „Damals wie heute haben wir große Träume!“, sagt er.