Ein Hoch auf Huppmann und sein Engagement fürs Brauen

05 Aug 2019

Ein Hoch auf Huppmann und sein Engagement fürs Brauen

Im Jahr 2009 fusionierten zwei renommierte, aber sehr unterschiedliche deutsche Unternehmen: Tuchenhagen Brewery System, die Kaltprozessexperten, und die 1874 gegründete Huppmann AG zu GEA Brewery Systems. Huppmanns Kompetenz im Heißprozessbereich und Schlüsselfertigbau von ganzen Brauanlagen gehört bis heute zu den Säulen des Erfolgs von GEA. Denn damals wie jetzt reisen unsere Ingenieure und Prozessplaner durch die Welt, um Brauereien zu helfen, die Herausforderungen der Branche zu meistern. Wir gratulieren zu 145 Jahren Liebe zur Brautechnik und Braukultur.

1874 gründeten die Brüder Sebastian und Heinrich Huppmann eine Schlosserei, Kessel- und Kupferschmiede bei Kitzingen in Franken. Bekannt für den Anbau von Gerste und geschichtsstark in Sachen Bierbrauen, verfügt die Region Oberfranken über die höchste Brauereidichte der Welt pro Kopf. Wir können nur spekulieren, dass die Gebrüder Huppmann die Geschäftschancen durchaus im Blick hatten, als sie fünf Jahre später Brauereiausrüstungen in ihre Produktion aufnahmen. Von da an ging es für Huppmann steil bergauf. 

Gut war nie gut genug

Huppmann, heute ein Teil von GEA Brewery Systems, erwarb schnell Ansehen für seine Kompetenz im Planen, Ausstatten und Errichten von Sudwerken und Komplettanlagen für Groß-, mittelständische und Handwerksbrauereien. Bis heute steht GEA für wegweisende Mahl- und Läutertechnologien. Verkaufsschlager wie der MILLSTAR® erblickten in der Huppmann-Ägide das Licht der Welt, ebenso wie der Urahn unserer intelligenten Steuerungstechnologien für ein effizientes multifunktionales Läutermanagement (MLM) zum Trennen der Maischebestandteile im LAUTERSTAR®.

Ursprünglich war Huppmann auch in der Kältetechnik aktiv und produzierte eigene Kompressoren. So gelang es bereits sehr früh, am Thema CO2-Ausstoß der Kunden zu arbeiten, Energierückgewinnungs- und Regelungstechnologien und sogar Finanzierungsmodelle zu entwerfen, um den Kunden Brauanlagen schlüsselfertig anbieten zu können. Obwohl Huppmann Mitte der 1980-er Jahre die Kompressorenproduktion einstellte und sich stattdessen für eine Partnerschaft mit GEA Grasso entschied, konnte das Unternehmen dank seines Komplettangebots seine Muskeln in der Brauindustrie spielen lassen. Huppmanns Strategie erwies sich als äußerst weitsichtig. Denn es war wohl genau diese Fähigkeit – die Komplexität und Schnittstellen für Kunden beim Bau neuer Brauereien zu minimieren, dabei Betriebskosten und Umweltbelastung zu senken – die den Kitzingern ihre führende Position sicherte.

Technische Zeichnung für den Huppmann-Kolbenverdichter von 1923, der Teil des Versorgungsangebots von Huppmann für Brauereikunden war. Mitte der 1980-er Jahre beendete Huppmann die eigene Kompressorproduktion und verbündete sich stattdessen mit GEA Grasso.

Technische Zeichnung für den Huppmann-Kolbenverdichter von 1923, der Teil des Versorgungsangebots von Huppmann für Brauereikunden war. Mitte der 1980-er Jahre beendete Huppmann die eigene Kompressorproduktion und verbündete sich stattdessen mit GEA Grasso.

Auf Langlebigkeit ausgelegt

In Thailand, den USA, Tschechien und Schweden – und fast allen Ländern dazwischen – war und ist die Qualität des Huppmann-Erbes in der Brauindustrie geschätzt. Von den 550 Kompressoren, die Huppmann gebaut hat, sind schätzungsweise 200 noch im Einsatz – auch nach mehreren Jahrzehnten. Und da die Brauerei- und Kupferschmiedeexpertise bis in die frühen 1870-er Jahre zurückreicht, ist es nicht verwunderlich, dass die Huppmann-Sudwerke und ihre Kupfergefäße immer noch in den Brauereien der Welt zu finden sind, obwohl die meisten schon lange mit Edelstahl ausgekleidet sind.

Kupferkesselproduktion, Huppmann AG, undatiert.

Kupferkesselproduktion, Huppmann AG, undatiert.

Die Hancock-Brauerei (Hancock Bryggerierne) in Dänemark setzt weiterhin auf ihr Huppmann-Sudhaus, darunter die beiden 1962 gebauten Kupferkessel, die noch immer rund um die Uhr fünf Tage die Woche arbeiten wie ursprünglich geplant. Die Hancock-Brauerei wurde 1999 von Huppmann vollständig automatisiert, die Kupfergefäße jedoch blieben fast unverändert. Noch heute glänzt in der Ecke des Sudhauses das damals hochmoderne Huppmann-Bedienfeld aus Kupfer – ein schöner Kontrast zu den neuen digitalen Technologien bildet.  

Kupferkessel in der Hancock-Brauerei (Hancock Bryggerierne), 1962 von Huppmann gebaut und heute noch in Betrieb, Skive, Dänemark.

Kupferkessel in der Hancock-Brauerei (Hancock Bryggerierne), 1962 von Huppmann gebaut und heute noch in Betrieb, Skive, Dänemark.

Auf der anderen Seite der Welt wurde Huppmann 1968 beauftragt, ein neues Sudhaus und eine Kälteversorgunganlage für Thailands älteste Brauerei, die Boon Rawd Brewery bei Bangkok, zu bauen und zu installieren. Bekannt für sein berühmtes helles Lager Singha – Namenspatron ist der mächtige Löwe aus der hinduistischen und thailändischen Mythologie –, ist Boon Rawd selbst ein Löwe auf dem thailändischen Markt. Mit Huppmann und später GEA Brewery Systems als bevorzugtem Partner hat Boon Rawd mehrere Brauereimodernisierungen und Greenfield-Projekte in ganz Thailand realisiert. Jüngstes Vorhaben war die Erweiterung des Werks in Banglen, wo GEA Technologie pro Sud 1.500 Hektoliter Bier erstellt und täglich Millionen von Flaschen und Dosen abfüllt.

Sudhaus in der Boon Rawd Brewery, Banglen, Thailand, mit 13 Meter breitem Läuterbottich von GEA, der mit jedem Sud 1.500 hl ergibt.

Sudhaus in der Boon Rawd Brewery, Banglen, Thailand, mit 13 Meter breitem Läuterbottich von GEA, der mit jedem Sud 1.500 hl ergibt.

Huppmann und GEA heute teile eine entscheidende Stärke: Sie verstehen ees, Anlagen schnell und reibungslos zu modernisieren und zu erweitern, ohne die bestehende Produktion zu unterbrechen. Dies hat in Thailand zu einer vertrauensvollen Partnerschaft geführt, die mehr als fünfzig Jahre andauert. Ein wesentlicher Aspekt dieser Beziehung ist es, dass die Brauereiexperten von Anfang an die Anforderungen von Boon Rawd an Energieeffizienz und ein intelligentes Ressourcenmanagement erfüllen konnte. Der Brauereiriese misst jedes Angebot daran, wie gut die technische Lösung zur sozialen Gesamtverantwortung und den Zielen passt – keine leichte Aufgabe angesichts der Dimensionen der Gruppe. Allein die Bierproduktion beträgt mehr als zwei Milliarden Liter pro Jahr, von denen etwa zehn Prozent in den Export gehen.

Kälte- und CO2-Rückgewinnungsanlage der Boon Rawd Brewery, Banglen, Thailand, mit GEA Grasso SPduo-Kompressoren. Dies sind die größten ihrer Art, die bisher in einer Brauerei installiert wurden.

Kälte- und CO2-Rückgewinnungsanlage der Boon Rawd Brewery, Banglen, Thailand, mit GEA Grasso SPduo-Kompressoren. Dies sind die größten ihrer Art, die bisher in einer Brauerei installiert wurden.

Ein sicherer Hafen und Zukunft für die Huppmann-Kompetenz

Im Laufe ihrer Geschichte überlebte die Huppmann AG zwei Weltkriege. Drei Huppmann-Generationen führten das Unternehmen, gefolgt von weiteren zwei Generationen der Familie Lenz. Einige Male zog die Gesellschaft um, während die Mitarbeiter gleichzeitig verschiedene Brauereikunden auf der ganzen Welt betreuten. Aber wie der Wind des Wandels es manchmal tut, begann er, in eine herausforderndere Richtung zu blasen. Die globale Wirtschaftskrise zeichnete sich bereits ab. Hinzu kam, dass sich der Brauereimarkt konsolidierte und nun zunehmend Hersteller gefragt waren, die ein durchgängigen Produkt- und Dienstleistungsportfolio mit globaler Reichweite und Verfügbarkeit bieten konnten. 

An diesem Punkt erwarb GEA Huppmann im Jahr 2006 und fusionierte dann das Unternehmen dann mit Tuchenhagen Brewery Systems (erworben in den 1990-er Jahren) zu GEA Brewery Systems im Jahr 2009. Dieser historische Schritt – die Zusammenführung der begehrten Heiß- und Kaltblockkompetenz – ermöglichte es GEA, seine Position in der Brauindustrie zu festigen und den Kunden komplette Verarbeitungslinien anzubieten. Dank der Topp-Produktionsanlagen, der Mitarbeiter und Technologien entschied sich GEA für die Übernahme des Huppmann-Standorts Kitzingen, wo GEA Brewery Systems heute eine seiner beiden Adressen unterhält: Heinrich-Huppmann-Straße 1 – eine Hommage an den Mann und das Unternehmen, das er vor 145 Jahren gegründet hat.

Thomas Hübner, heute Leiter Sales Support Beverages & Beer bei GEA, kam 2005 zu Huppmann. „Die Fusion“, sagt er, „hat Huppmann gestärkt und uns eine neue Perspektive für die Zukunft gegeben.“ Mit einem bescheidenen, aber stolzen Ton erklärt er: „Brauen ist eine sehr emotionale Branche. Tuchenhagen war – und ist immer noch durch GEA – Meister des Kälteblocks und hat fantastische Ingenieure. Aber die großen Brauereigerüche, die jeder liebt: Sie kommen aus dem Sudhaus. Wir lieben dieses Handwerk.“ Er ergänzt: „Huppmann schätzte alle seine Kunden – ob sie nun eher zurückhaltend, emotional und unternehmerisch orientiert waren, ob sie einen eher verkaufs- oder geschäftsorientierten Ansatz hatten. Als Teil von GEA sind wir bis heute in der Lage, problemlos zwischen diesen sehr unterschiedlichen Kundenwelten zu wechseln."

Handwerksbrauer haben eine wirklich starke emotionale Bindung zu Huppmann, während Industriebrauer es schätzen, einen starken globalen Akteur an ihrer Seite zu haben."- Thomas Hübner, Leiter Sales Support, Beverages & Beer, GEA

- Thomas Hübner, Leiter Sales Support, Beverages & Beer, GEA

Head of Sales Support, Beverages & Beer, GEA

Als er 1980 zu Huppmann kam, war Günther Fischer erst der zweite Softwareentwickler, den das Unternehmen je eingestellt hatte. Sein Team für Steuerungssysteme wuchs schließlich bis 1996 auf mehr als 30 Mitarbeiter an. In seiner heutigen Funktion als Senior Project Manager Automation glaubt er, dass der Einstieg bei GEA „das Beste war, was Huppmann passieren konnte.“ Und fügt hinzu: „Wir hatten die Prozesse schnell in Gang und es gab vn Anfang an gute Anzeichen dafür, dass wir auf dem Weg zum Erfolg waren. Huppmanns Reputation und technisches Know-how haben GEA beispielsweise geholfen, erfolgreich in das Segment der Craftbrauereien einzusteigen.“ Klaus Bonfig, der Anfang der 90-er Jahre zu Huppmann kam und heute Leiter der Versorgungstechnik für Brauereien ist, erklärt: „Viele unserer Kitzinger Mitarbeiter haben bereits als Teenager bei Huppmann als Auszubildende gestartet. Der Huppmann-Geist ist immer noch lebendig und gut; wir sind stolz auf unsere Geschichte und glücklich, dass wir auch heute das tun dürfen, was wir lieben."

Das Beste aus beiden Welten für Brauer zusammenbringen

Heute gehen GEA und Brauen Hand in Hand. Tatsächlich durchläuft jeder zweite Liter Bier, der weltweit gebraut wird, unsere Verarbeitungsanlagen und Komponenten. Ob Engineering, Betreuung kompletter Anlagen, Ausrüstungen für den Warm- und Kaltbereich, Versorgung, Service oder Schulung, GEA unterstützt seine Kunden, ihre Ziele zu erreichen. Und das bedeutet weit mehr als das Brauen von großartigem Bier: Es geht um die Minimierung von Kosten und Verschwendung – von Wasser, Energie, Rohstoffen und Arbeit. Unsere Zukunftsvision der Brauerei – die wir Brauerei 4.0 nennen – verbindet den Prozess der kontinuierlichen Bierproduktion mit Just-in-time-Produktionstechnologien und nutzt dabei das Potenzial der Digitalisierung, bietet den Kunden maximale Transparenz und Flexibilität entlang der Lieferkette bei gleichzeitiger Reduzierung der Kapitalbindung.

Wussten Sie schon?

Wussten Sie schon?

Heute weitgehend durch Edelstahl ersetzt, war Kupfer einst das Metall der Wahl für den Brauereibau. Das liegt daran, dass es sehr biegsam ist und zu Platten für große Brühgefäße geformt werden kann. Manchmal werden diese selbst „Kupfer“ genannt. Das Metall ist zudem ein ausgezeichneter Wärmeleiter, was bei der früher üblichen Direktbefeuerung der Kessel entscheidend war. Praktischerweise ist Kupfer in winzigen Mengen ein Nährstoff für die Hefe. Die Würze ist leicht sauer und löst die Kupferspuren, die für eine gute Gesundheit der Hefe notwendig sind. Wie die Hefe benötigt der Mensch Spuren von Kupfer für eine normale Zellfunktion: ein bis zwei Milligramm pro Tag, heißt es im Sinne einer ausgewogenen Ernährung. Beim Brauen wird Kupfer auch verwendet, um die unangenehmen Sulfidaromen zu reduzieren, die durch die Biergärung entstehen.

Allerdings hat Kupfer seine Nachteile. Es ist schwierig zu reinigen – viel schwieriger als Edelstahl. Es ist relativ weich und hat nicht die strukturelle Festigkeit von Stahl. Obwohl Sudhäuser aus ästhetischen Gründen gelegentlich noch mit Kupfer ummantelt sind, sind die Behälterinnenräume deshalb fast immer mit Edelstahl ausgekleidet.

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