15 Nov 2021
Im globalen Wettbewerb steigen kontinuierlich die Ansprüche an die Leistung der Industrieanlagen ebenso wie die Belastungen für die Betriebe. Eine höhere Sicherheit des Produktionsbetriebs geht alle an – Unternehmen, Beschäftigte, Vertretungs- und Schutzorgane und die Verbraucher. Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten bilden dabei einen wichtigen Schwerpunkt der unternehmerischen Verantwortung.
Mit modernen Arbeitssicherheitsprogrammen setzen Unternehmen sich das Ziel, ihren Präventionserfolg zu steigern und Unfallursachen wirkungsvoller auszuschalten. Zu den grundlegenden Bausteinen der Unfallvorbeugung gehören dabei Lockout/Tagout- oder LoTo-Vorrichtungen – mechanische und optische Einschaltsperren, mit denen die Betriebe potenziell gefährliche Geräte wie Ventile, Förderbänder oder auch Stromquellen zeitweise verriegeln und ein versehentliches Aktivieren verhindern können.
LoTo-Lösungen unterschiedlicher Provenienz sind in großer Zahl auf dem Markt – vielfach aber nur für bestimmte Geräte oder Einsatzpunkte erhältlich.
Das Ergebnis: Als erster Hersteller von hygienischen und aseptischen Prozessventilen führt GEA seit dem Oktober 2021 maßgeschneiderte eigene LoTo-Lösungen für sämtliche Ventiltypen in seinem Lieferprogramm. Die Anwender können für jedes Ventil unter verschiedenen technischen Ausführungen der Sperrvorrichtung wählen und dabei unterschiedliche Einsatzbedürfnisse und Sicherheitsstufen abdecken.
„Unser Ausgangspunkt war die Frage: Wie sieht ein Absperrkonzept aus, das betriebsweit die gesamte Ventiltechnik absichern kann und das praktikabel ist?“, führt Lisa Schmidt aus. „Sehr früh war für uns klar: Nur ein komplettes Programm aus unserer eigenen Entwicklung bringt unseren Kunden die Zuverlässigkeit und Flexibilität, die sie für ihre Vorsorge benötigen.“
- Lisa Schmidt, Product Sales Managerin bei GEA für Hygienische Ventiltechnik
DISK LOCK an einem Scheibenventil in einer Brauerei
Die Ausstattung von Prozessventilen mit geeigneten LoTo-Lösungen ist an vielen Einsatzpunkten in flüssigkeitsverarbeitenden Anlagen geboten. Nahezu unverzichtbar erweist sich der LoTo-Einsatz, wenn ein bekannter Unfallschwerpunkt entschärft werden soll: die Ausführung von Installations- oder Wartungsarbeiten. Die Unfallquote liegt in diesem Bereich zehn- bis 20-mal höher als in der Fertigung, sagt die deutsche Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemie.
Von Prozessventilen geht ein Großteil der Gefahr aus: Der von einem planwidrig geöffneten Ventil freigesetzte Druck kann im nachgeschalteten Rohrleitungsnetz Armaturen abplatzen lassen und in der Nähe Arbeitende verletzen. Austretende Gase oder Flüssigkeiten können zu Verätzungen oder Verbrühungen führen, Atemluft verdrängen oder sich entzünden.
„Rein organisatorische Präventionsmaßnahmen wie Betriebsanweisungen reichen nicht aus, um dieses Unfallrisiko zu stoppen“, erläutert Sven Jantzen, Team Lead Technical Service bei GEA. „Viele Präventionsbestimmungen fordern deswegen eine technische Lösung, wie wir sie jetzt für unsere Ventile zur Auswahl bieten.“
Angebracht ist eine technisch verwirklichte Lösung auch deswegen, weil die Anfälligkeit für menschliche Fehler bei Wartungsarbeiten deutlich erhöht ist. Viele Unfälle sind direkt darauf zurückzuführen: Die Abläufe und Umstände sind weniger gewohnt, die Handgriffe weniger selbstverständlich. Schon kleine Fehler können schwerwiegende Folgen haben.
Trends in der heutigen Arbeitswelt wirken sich hier noch verschärfend aus: Die Belegschaften fluktuieren stärker als noch vor wenigen Jahrzehnten, so dass nicht mehr dasselbe Maß an Routine vorausgesetzt werden kann. „Wir haben diese Entwicklung schon einige Zeit kommen sehen, nicht nur was die Arbeitssicherheit betrifft, sondern auch bei anderen Sicherheitsfragen“, ergänzt Jantzen.
- Sven Jantzen, Team Lead Technical Service bei GEA
Zum LoTo-Lösungskonzept von GEA gehört, dass für jedes Ventil gleich mehrere, im Ansatz sehr verschiedene Absperrlösungen zur Auswahl stehen. Eine einfache Handhabung oder maximale Fehlersicherheit? Das vorrangige Kriterium variiert bei jedem Anwender und an jeder einzelnen Prozessstation. GEA hat ein Programm geschaffen, mit der das Unternehmen seine Präventionsziele kurzfristig und effizient erreichen kann, ohne sicherheitsgefährdende Kompromisse einzugehen – eine spätere Umrüstung oder Ergänzung ist jederzeit möglich.
Für pneumatisch angesteuerte Ventile sind bei GEA besonders unkomplizierte AIR-LOCK-Lösungen verfügbar. Die Idee dahinter: Für die Dauer der Sperrung wird einfach die Druckluftzufuhr zum Ventilantrieb unterbrochen. Ein fälschlich ausgelöster Steuerimpuls greift nicht und das Ventil verbleibt in der zuvor eingestellten offenen oder geschlossenen Stellung. Um die Sperrung zu aktivieren, muss der oder die zuständige Mitarbeitende lediglich den Steuerluftschlauch am Ventilsteuerkopf abziehen und die zugehörige Schließvorrichtung anbringen. Diese Lösung ist schnell implementiert, flexibel handhabbar und für viele Einsatzpunkte empfehlenswert.
Eine allein auf die Steuerung einwirkende Sicherung reicht jedoch nicht für jedes Anforderungsniveau aus. Durch mechanische Einflüsse von außen wie Druckschläge in der Rohrleitung ist eine Öffnung des Ventils weiterhin möglich. Deswegen bietet GEA zudem hochsichere DISK-LOCK-Sperrlösungen an.
AIR LOCK und DISK LOCK für Sitzventile
Beim DISK LOCK für hygienische und aseptische Sitzventile wird ein Verschlussdeckel fest auf den Ventilkörper geschraubt und der Ventilteller somit unbeweglich gemacht. Dieses Lösungsprinzip bietet maximale Sicherheit vor Bedienungsfehlern und sonstigen Fehlerursachen. Ergänzend angebotene BELLOW-LOCK-Schließvorrichtungen für sterile Faltenbalgventile bieten eine vergleichbar hohe Sicherheit.
Bei manuellen und pneumatischen Scheibenventilen blockiert das DISK LOCK die Drehung des Antriebs, wahlweise in offener oder geschlossener Stellung. Für isolierte Rohrleitungen ist eine verlängerte Variante erhältlich. Für Scheibenventile mit pneumatischem Antrieb bietet sich alternativ das AIR LOCK am Steuerkopf als Absperrlösung an.
Nach dem LoTo-Prinzip können bei jeder dieser Vorrichtungen nur autorisierte Mitarbeiter die aktivierte Sperrung aufheben. Der jeweilige Status wird durch Tagout-Kennzeichen am Gerät sowie an zentraler Stelle dokumentiert. Die LoTo-Lösungen von GEA sind für alle gängigen Schlossgrößen konzipiert. Die Anlagenbetreiber können somit ihre bereits verwendeten Sicherheitskonzepte an den Ventilen fortführen.
BELLOW LOCK für VESTA® Ventile
Zahlreiche Unternehmen zögern zu lange mit der Umsetzung sinnvoller LoTo-Maßnahmen, weil die geltenden Präventionsbestimmungen für den Planer viele Fragen offenlassen. „Mind Your LoTo Gaps“ lautet der Warnruf, den das Fachjournal „Industrial Safety and Hygiene News“ (ISHN) schon im Jahr 2017 an die Arbeitsschutzverantwortlichen in Industriebetrieben richtete.(1) Für Unsicherheit sorgt vor allem, dass geltende Präventionsbestimmungen meist nur Ziele für die LoTo-Ausstattung vorgeben, es jedoch an verbindlichen Eckpunkten dafür fehlt, wie sie präzise zu erfüllen sind. Dies gilt für den weltweit viel beachteten „Standard for The Control of Hazardous Energy (Lockout/Tagout)“(2) der Arbeitsschutzbehörde OSHA in den USA ähnlich wie für die Vorgaben der Berufsgenossenschaften in Deutschland.
Anwendern von GEA Ventiltechnik macht es das individuelle LoTo-Programm nun leicht, mögliche Zweifel aus dem Weg zu räumen und Beanstandungen und Sanktionen sicher vorzubeugen. Beispielsweise verlangt das LoTo-Factsheet(3) der OSHA eine Gewährleistung der LoTo-Tauglichkeit für alle neu angeschafften oder auch neu überholten Technikkomponenten. Bei jedem GEA Ventil genügt hier künftig der Verweis auf das zugehörige LoTo-Programm. Gefordert wird auch eine Autorisierung des Geräteherstellers für jede Absperrlösung. Bei GEA stammen Ventil und LoTo-Programm aus einer Hand. Anwender anderer Ventiltechnik müssen hingegen für jedes Gerät und jedes LoTo-System abwägen, ob die gewählte Lösung den Prüfungen standhält.
- Lisa Schmidt, GEA Product Sales Managerin Hygienische Ventiltechnik
Mit Entwicklungen wie dem neuen LoTo-Lösungsprogramm von GEA können Unternehmen mehr Sicherheit in ihrem Produktionsbetrieb verwirklichen. „Unsere Kunden zeigen reges Interesse daran, den Sicherheitsrisiken mit solchen neuen technischen Lösungen zu begegnen“, resümiert Lisa Schmidt bei GEA. „Wir unterstützen sie bei dieser Agenda. Ob es um die Produktsicherheit zum Schutz der Verbraucher geht oder um die Unfallprävention zum Schutz der Beschäftigten – in den Betrieben zeigt sich: Auf das Unerwartete kann man nicht vorbereitet genug sein.“