29 Mar 2020
Nach Angaben der UN werden mehr als 99 Prozent der Kunststoffe synthetisch hergestellt. Hauptsächlich bestehen die Ausgangsprodukte aus nicht erneuerbaren Ressourcen wie Öl, Erdgas und Kohle. Etwa die Hälfte der Kunststoffprodukte ist für den einmaligen Gebrauch ausgelegt und viele Kunststoffe sind aufgrund ihrer Komplexität und chemischen Zusammensetzung nicht recycelbar. Plastik, dessen biologischer Abbau nur langsam vonstattengeht, gelangt seit Jahren an Orte, an denen es nicht vorkommen sollte, und belastet unsere Umwelt.
Die Situation führte letztendlich zu einer globalen Bewegung. Verbraucher, Interessenverbände und Regierungen sind entschlossen, weniger Kunststoffe zu nutzen, Mehrfachanwendungen zu ermöglichen und die Kunststoffe recycelbarer zu produzieren. Dort, wo es möglich ist, sollen Alternativen aus erneuerbaren Quellen genutzt werden. Handel, Gastronomie und Hersteller sind daher gefordert, mehr Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte zu übernehmen, auch dort, wo Kunststoffverpackungen entsorgt werden.
Die Energie und Dynamik dieser Bewegung führten zu wissenschaftlicher Forschung, Produktinnovationen, globalen und lokalen Initiativen und konkreten Gesetzen – alles mit dem Ziel, die Umweltverschmutzung durch Kunststoffmüll zu stoppen. Als kleines, plakatives Beispiel für den positiven Aktionismus lokaler Initiativen sind die Strandreinigungsaktionen in Bali und Mumbai zu nennen – Tausende von Menschen folgten dem Aufruf, ihre Natur zu entmüllen. Inzwischen gibt es viele Verbote für Einwegkunststoffe auf der ganzen Welt.
Aber trotz dieser Bemühungen, von denen viele mutig sind und etwas bewegen, ist klar, dass das Problem nicht ohne Unterstützung entlang der gesamten Lieferkette gelöst werden kann.
Die heutigen Kunststoffe und Kunststoffverpackungen sind durch die Verbindung mehrerer Schichten aus mehr als nur einem Materialtyp sehr komplex. Zwar meistern sie ihre Aufgabe der Sicherung von Nahrungsmitteln und Getränken hervorragend, sind aber schwer oder oft gar nicht recycelbar; auch chemische Zusammensetzungen verhindern bei vielen Kunststoffen die Recyclingfähigkeit. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen wurden nur neun Prozent aller jemals produzierten Kunststoffabfälle recycelt und zwölf Prozent verbrannt, während sich die restlichen 79 Prozent auf Mülldeponien oder –halden oder in der Umwelt sammeln.
Es ist richtig, dass vielen Ländern, insbesondere in Asien und Teilen Afrikas und Südamerikas, die Müllentsorgungsstrukturen für den richtigen Umgang mit Kunststoffen fehlen und sie daher akut unter den ökologischen Auswirkungen leiden. Es ist auch richtig, dass die gesammelten Kunststoffe aus Ländern wie den USA und Europa zur Verarbeitung und Umwandlung in brauchbare Kunststoffe und Produkte größtenteils nach Asien verschifft wurden und in gewissem Maß auch immer noch werden. Da aber so wenig recycelbar ist, werden viele Kunststoffe verbrannt oder vergraben.
Als China im Januar 2018 die Qualitätsstandards für importierte Abfälle wie Plastik anhob und somit die Annahme ausländischer Kunststoffprodukte eindämmte, zeigte sich das globale Ausmaß des Problems, das eine globale Übernahme der Verantwortung erfordert.
Damit Kunststoffe wiederverwendbar sind, müssen sie aus recycelbaren Materialien bestehen – gleichzeitig aber alle Eigenschaften besitzen, die für den Erhalt und den Schutz von Produkten notwendig sind. Der Druck auf die Hersteller besteht nun darin, Lösungen zu finden, die es Kunststoffen ermöglichen, in eine Kreislaufwirtschaft einzutreten, anstatt sie mehr oder weniger als Abfall zu behandeln. Mehr denn je fordern die Interessenvertreter entlang der gesamten Wertschöpfungskette, dass Unternehmen mehr Verantwortung für die End-of-Life-Phase ihrer Kunststoffprodukte und -verpackungen übernehmen, einschließlich der Auswirkungen auf die Umwelt.
Heute stellen sich immer mehr Unternehmen dieser Herausforderung. Auf dem Weltwirtschaftsforum 2018 in Davos haben sich beispielsweise elf führende Marken, Einzelhändler und Verpackungsunternehmen verpflichtet, bis spätestens 2025 auf 100 Prozent wiederverwendbare, recycelbare oder kompostierbare Verpackungen umzustellen, was für über sechs Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen pro Jahr steht.
Jacques Timmermans, Anwendungsspezialist Verpackung, GEA (Mitte), demonstriert während einer Live-Veranstaltung in den Niederlanden im Jahr 2017 auf einem GEA SmartPacker CX400 das neu entwickelte Vollpolyethylen (PE)-Verbundmaterial mit einer Sauerstoffbarriere. Während der Tests hat sich diese wiederverwertbare Monomaterialfolie in Bezug auf ihre Flexibilität, Stärke und Durchstoßfestigkeit bewährt.
Die Regierungen sind ebenfalls aktiv und erlassen Gesetze, die Unternehmen verpflichten, den gesamten Produktlebenszyklus zu berücksichtigen und die Recyclingfähigkeit ihrer Kunststoffe zu erhöhen. So sind Unternehmen beispielsweise ab diesem Jahr angehalten ihre Verpackungen zu registrieren, bevor sie auf den deutschen Markt gelangen. Für eine Genehmigung muss die Verpackung entweder aus recycelten oder nach Möglichkeit aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.
Hinter dem Gesetz steht die Idee, dass die Verantwortung auf alle Produzenten in allen Branchen übertragen wird, um Materialien, beispielsweise Kunststoffe, zur Wiederverwendung zurückzugewinnen.
Das 2019 eingeführte FoodTray enthält eine Kartonschale aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Innere der Schale (Boden und Seiten) ist mit einer dünnen Folie geschützt, wobei eine weitere dünne Flex-Folie die Deckelversiegelung übernimmt: beide sind aus recycelbarem Kunststoff hergestellt. FoodTray reduziert den Kunststoffverbrauch um etwa 80% im Vergleich zu herkömmlichen Verpackungen und ist für die Verwendung mit der aktualisierten GEA PowerPak PLUS-Tiefziehverpackungsmaschine ausgelegt.
Zudem wurden erhöhte Recyclingquoten für Kunststoffe in die neue Gesetzgebung aufgenommen. Stadtverwaltungen werden dazu verpflichtet, das Recycling für Verbraucher und Industrie zu erleichtern. Die Europäische Kommission hat auch eine europaweite Strategie verabschiedet, die sicherstellt, dass die Kunststoffverschmutzung verringert wird und bis 2030 alle Kunststoffverpackungen in ganz Europa recycelbar oder wiederverwendbar sind. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, bis 2025 90 Prozent der Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff zu sammeln, beispielsweise durch Pfandrückerstattungssysteme. Bis zum Jahr 2025 müssen 55 Prozent aller Kunststoffe recycelt werden.
GEA hat mit einem Kooperationspartner eine papierbasierte, vertikale Verpackungslösung zur Verwendung mit dem neuen GEA SmartPacker TwinTube entwickelt. Das Papier stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und hat einen hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen. Die Kunden können eine funktionelle Papiersorte je nach Anwendung und Barriereanforderung wählen.
Zweifellos stellen die Kategorien Nahrungsmittel und Getränke eine der größten Herausforderungen dar, wenn es darum geht, Verpackungen zu entwickeln, die die strengen Gesetze und Verbrauchererwartungen hinsichtlich der Produktsicherheit erfüllen. Ob das Ziel für den industriellen Maßstab erreicht wird, vollständig biologisch abbaubare Verpackungen zu produzieren oder Verpackungen, die ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, ist noch offen. Es ist jedoch bereits heute möglich, einschichtige Kunststoffverpackungen ohne Qualitätsverlust aus 100 Prozent recyceltem Material herzustellen. Da sich diese Technologien stetig weiterentwickeln und eine Verbreitung erfolgt, finden mehr dieser Kunststoffe den Weg in die Kreislaufwirtschaft.
„In unserem Bestreben, neue Materialien zu identifizieren, müssen wir vermeiden, dass es zu einer ökologischen Suboptimierung der Verpackung kommt, da dies einen Anstieg der Nahrungsmittelverschwendung begünstigen könnte“, so Dr. Helén Williams, leitende Dozentin für Umwelt und Energiesysteme an der Universität Karlstad in Schweden. Tatsächlich machen die Nahrungsmittel oft 90 Prozent der Klimabilanz aus, während Verpackungen nur einen Anteil von zehn Prozent oder sogar weniger haben. Im Fall von Fleisch kann der Anteil sogar 99 Prozent des erzeugten CO2 ausmachen. „Wir müssen uns um die Nahrungsmittel kümmern, die wir anbauen – unter Berücksichtigung all der Energie, des Wassers und der Futtermittel, die in sie eingeflossen sind“, mahnt Williams. Dies ist eine wichtige Botschaft bei der Vorbereitung auf die Versorgung von schätzungsweise 9,8 Milliarden Menschen bis 2050.
- Dr. Helén Williams, Senior Dozentin für Umwelt und Energiesysteme, Universität Karlstad, Schweden