19 Sep 2023
Es ist sechs Jahre her, da stand der Agrarökonom Henning Lefert aus Ahaus im Münsterland vor einer zukunftsweisenden Entscheidung: Soll er den Milchkuhbetrieb seines Vaters weiterführen oder aufgeben? Für ihn und seine Einstellung zur Landwirtschaft ist klar: sein Herz hängt zuhause an seinen eigenen Tieren. Die Herde umfasst damals etwa 50 Kühe und man nutzt einen älteren, konventionellen Melkstand – beides für ein profitables Wirtschaften zu klein. Henning Lefert will aber nicht weichen, sondern entscheidet sich für das Wachstum. Er steht voll hinter der Philosophie, dass er als Landwirt einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leistet: wertvolle Lebensmittel zu produzieren und dabei verantwortungsvoll mit seinem Land und der Umwelt umzugehen.
Im Studium hat er erkannt: er braucht definitiv modernste Technik für sein Vorhaben. Immerhin muss er in der Lage sein, den Betrieb weitestgehend eigenständig zu bewirtschaften. Und so geht er das Risiko ein, nimmt bei der Bank einen entsprechenden Kredit auf und baut grundlegend um. Das Investitionspaket umfasst dabei nicht nur einen modernen, größeren Stall, sondern auch Robotik und digitale Lösungen. GEA begleitet ihn dabei eng für eine Gesamtlösung, die zu seinen Zukunftsplänen passt.
Heute betreibt Henning Lefert zwei GEA DairyRobot R9500 Melkroboter und nutzt GEA CowScout zum Gesundheitsmonitoring seiner 120 Kühe plus Kälbernachzucht. Das zugehörige digitale Herdenmanagementsystem hilft ihm, die Tiere jederzeit im Blick zu haben und bestens zu betreuen. Ein automatischer Futteranschieber sowie Spaltenschieber sorgen für ständige Futterverfügbarkeit und Sauberkeit im Stall. Leise ziehen sie ihre Runden, während die Kühe dem nachgehen, wonach ihnen beliebt: Kuh zu sein. Ab und zu eine entspannende Massage an der Kuhbürste und immer genügend Wasser und Futter am Tisch. Der großzügige Stall mit viel Frischluft und Tageslicht gibt den Blick auf die umliegenden Grasflächen und Maisfelder frei. Henning Lefert produziert darauf den Großteil des Futters für die Tiere selbst, nutzt die Gülle als Dünger. Sowohl die Kälber als auch die tragenden Kühe haben jeweils einen eigenen Stall und dürfen zusammen in der Gruppe die Zeit miteinander verbringen, letztere mit entsprechendem Auslauf auf die Wiese.
Dass Henning Lefert weiß, was seinen „Ladies“ guttut (jede hat übrigens ihren eigenen Vor- und Zunamen), kann man deutlich sehen und spüren. Das „Kuhhotel Lefert“ lässt kaum Wünsche offen. Seine Kreislaufwirtschaft ist gut durchdacht und durchaus nachhaltig. Die Technik von GEA hat ihm dabei entscheidend geholfen, dass seine Kühe gesund sind und viel Milch geben, die von sehr guter Qualität ist. Die Tierarztkosten konnte er senken und den Medikamenteneinsatz auf ein Minimum reduzieren. Ein großartiges Beispiel für „Engineering for a better world“.
Nur zu gerne möchte man in dieser Idylle versinken. Doch da gibt es auch noch die Realität mit all ihren Herausforderungen. Denn Henning Lefert kämpft jeden Tag: Mit dem Klimawandel und unvorhersehbarem Wetter. Den schwankenden Milchpreisen, an die er als Milcherzeuger in Deutschland gebunden ist. Er sieht sich konfrontiert mit gestiegenen Energie- und Futtermittelkosten und immer neuen Umweltvorschriften. Darüber hinaus werden die Themen Landwirtschaft und insbesondere die Tierhaltung immer wieder kontrovers diskutiert. Ob am privaten Stammtisch oder in der Öffentlichkeit: noch nie musste Henning Lefert sich und seine Arbeit als Tierhalter in Deutschland so vehement verteidigen wie heute. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich Fach- und Nachwuchskräfte im Agrarsektor: mau,- mit sinkender Tendenz.
Henning Lefert steht mit all diesen Herausforderungen nicht allein da. Viele – vor allem kleinere Betriebe mit Herdengrößen unter 50 Kühen - stellen sich wie er die Frage: Wachsen oder weichen? Aufgrund der stetig steigenden Risiken fällt die Entscheidung immer öfter dagegen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung reduzierte sich 2022 allein in Deutschland die Anzahl an Milchkuhbetrieben bis Ende 2022 auf 52.900, das sind 1.900 Betriebe weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2000 waren es sogar noch 138.500 Betriebe. In Schweden haben von durchschnittlich 100 Milchviehbetrieben 93 aufgegeben. Der Blick in andere europäische Länder zeichnet ein ähnliches Bild.
Der Bedarf an Milch- und Milchprodukten jedoch ist mit wachsender Weltbevölkerung nach wie vor hoch, insbesondere der Milchkonsum in den Entwicklungsländern steigt weiter an. Im Jahr 2022 wurden 544 Millionen Tonnen Milch weltweit produziert, 144 Millionen davon in der EU. Weitere führende Erzeugerländer sind Indien, die USA und China. Das internationale Expertennetzwerk IFCN prognostizierte dem Milchmarkt bis zum Jahr 2030 ein Wachstum von über 20%. Auch das bedingt den globalen Trend hin zu Großbetrieben, um die weltweite Verfügbarkeit von Milch zu gewährleisten und gleichzeitig die Rentabilität der Erzeuger zu sichern.
Durch neue Züchtungen und effiziente Fütterungsstrategien geben Milchkühe heutzutage deutlich mehr Milch als früher. Deshalb konnte der Tierbestand weltweit zwar erheblich verringert, die Milchversorgung kann durch die höhere Leistung der Tiere aber immer noch sichergestellt werden. Inzwischen ist außerdem wissenschaftlich nachgewiesen: Geben Kühe relativ viel Milch, sinkt ihr Methanausstoß. Und auch ältere Kühe stoßen im Lauf ihrer Lebenszeit weniger Methan aus. Je gesünder und glücklicher eine Kuh ist, desto länger gibt sie Milch und desto weniger Kühe brauchen wir, um den Milchbedarf zu decken. Das wirkt sich insgesamt positiv auf die CO2-Emissionen der Milchproduktion aus.
Doch all dies hat seine Grenzen. Damit Milch und Milchprodukte auch künftig nachhaltiger produziert werden können und Betriebe profitabel bleiben, braucht es nicht nur ausreichend gesunde und glücklich alternde Kühe. Wir brauchen vor allem zukunftsweisende, effiziente Technik und schlaue Köpfe, die diese Technologien für Landwirte auf der ganzen Welt weiterentwickeln.
Statistiken zufolge wird der Bedarf an automatischen Lösungen weltweit allein bis 2030 um mehr als zwei Drittel ansteigen. Roboter, digitale Lösungen und künstliche Intelligenz werden dabei maßgeblich dazu beitragen, den CO2-Footprint von Milch immer weiter reduzieren und eine zirkuläre Landwirtschaft fördern. Insbesondere auf Betrieben mit größeren Herden tragen sie dazu bei, Tierwohl und -gesundheit kontinuierlich auf einem sehr hohen Level zu gewährleisten.
In Ahaus fällt indessen auch die Frage nach dem aktuellen Milchpreis. Mit 38 Cent pro Liter sei dieser derzeit viel zu niedrig, sagt Henning Lefert. Momentan macht er also eigentlich Miese. Er hofft auf bessere Zeiten, die kommenden Monate. Stabiles Wetter und eine gute Ernte. Und dass die Verbraucher grundsätzlich bereit sind, einen fairen Preis für hochwertige Lebensmittel wie Milch zu zahlen.
Umso wichtiger ist es also, dass er sich auf seine Technik verlassen können muss. Sie muss robust sein, effektiv, schnell, intelligent und smart. Sie muss auf jede Kuh acht geben und sie glücklich machen, damit sie konstant viel Milch gibt. Wie exzellente Mitarbeitende eben, die vorausschauend arbeiten und auch noch wichtige Informationen miteinander austauschen.
Darüber hinaus: Jeder Tropfen Wasser und jede Kilowattstunde Strom, die Henning Lefert bei der Milcherzeugung sparen kann, kommt allen Beteiligten zugute: seinem Geldbeutel, der Umwelt und letztlich auch Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Einen wichtigen Meilenstein hat GEA dabei schon erreicht: Die neue Generation der Melkroboter des GEA DairyRobot R9500 verbraucht nachweislich deutlich weniger Strom und Wasser als ihre Vorgängerversion. Als besonders ressourcenschonende Lösung erhielt der Melkroboter kürzlich GEAs neues Ökolabel „AddBetter“. Und es befinden sich bereits weitere Lösungen aus dem Bereich Farm Technologies in der Pipeline zur Validierung für das Label. Mit diesen Systemen unterstützt GEA Landwirte auf ihrem Weg zu Next Generation Farming.