Es geht auch ohne: Alkoholfreies Bier kommt an

24 Oct 2019

Es geht auch ohne: Alkoholfreies Bier kommt an

Es gab Zeiten, in denen die Worte „alkoholfreies Bier“ und „schmeckt gut“ kaum je im selben Atemzug genannt wurden – schon gar nicht von den Konsumenten. Doch alkoholarme und alkoholfreie Biere haben eine enorme Entwicklung hingelegt und sind heute vielfach als Erfrischungsgetränke etabliert. Nicht zuletzt dank der Technologie von GEA.

Weltweit ist ein Trend zu maßvollem Alkoholkonsum zu beobachten, vor allem bei den Millennials und der Generation Z. Auch insgesamt entscheiden sich immer mehr Menschen für alkoholarme oder alkoholfreie Varianten. Der Alkoholgehalt wird in Volumenprozent angegeben, d. h. als Prozentwert bezogen auf die Gesamtmenge des Getränks. Allerdings gibt es bei der Einstufung von Land zu Land Unterschiede. So gilt in Großbritannien ein Bier ab 1,2 Volumenprozent als alkoholhaltiges Bier. Bei einem Wert von unter 1,2 % sprechen die Briten von alkoholarmem Bier. Liegt der Wert bei maximal 0,05 %, so handelt es sich um alkoholfreies Bier. Dagegen bedeutet alkoholfrei in den USA und im Iran, dass ein Getränk kein nachweisbares Ethanol enthalten darf. Dessen ungeachtet enthalten branchenweit die meisten alkoholfreien bzw. nichtalkoholischen Biere eine kleine Menge (bis zu 0,05 Vol.-%) Alkohol. Schließlich ist eine gewisse Alkoholbildung ein natürlicher Vorgang im Brauprozess.

Aus Ablehnung wird Anerkennung

In manchen Märkten gilt entalkoholisiertes Bier längst als Lifestyle-Getränk – erst recht, wenn es auch noch gut schmeckt. Es wird nicht allein des niedrigen Alkoholgehalts wegen geschätzt, sondern auch aufgrund der geringeren Menge an Kalorien und Kohlenhydraten sowie als Lieferant wertvoller Antioxidantien. Hauptgründe für die wachsende Beliebtheit sind:

  • der Trend zu zuckerärmeren Getränken
  • der Wunsch, beim Biergenuss nicht die Kontrolle über sich selbst zu verlieren
  • eine stärkere Priorisierung des Geschmackserlebnisses gegenüber dem Bedürfnis, „sich zu betrinken“
  • steigender Bedarf nach Getränken mit integrativem statt ausgrenzendem Effekt (auch kulturell)

Laut Euromonitor International lag der Anteil nichtalkoholischer Biere am weltweiten Bierabsatz 2018 zwar nur bei rund 2 Prozent. Allerdings verzeichnete diese Kategorie zwischen 2013 und 2018 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von knapp 6 Prozent, während die Zahlen für alkoholische Biere im gleichen Zeitraum mehr oder weniger stagnierten. Der größte Zuwachs ist in West- und Osteuropa sowie in einigen Regionen Afrikas und des Nahen Ostens zu verzeichnen. In Westeuropa liegt Deutschland mit einem Anteil von rund 47 Prozent am Gesamtabsatz nichtalkoholischer Biere an der Spitze. Deutliche Zuwächse gibt es darüber hinaus auch im Iran, in Nigeria, Spanien und Japan. Lateinamerika dürfte im Zeitraum von 2016 bis 2021 das stärkste regionale Wachstum bei alkoholfreien und alkoholarmen Bieren verzeichnen – wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau ausgehend.

GEA ist vielseitig aufgestellt

 Für die Herstellung von entalkoholisiertem Bier gibt es zwei Standardverfahren: Das erste ist ein biologisches Verfahren, bei dem das Bier durch Stoppen bzw. Unterbrechen der Gärung oder durch den Einsatz von Spezialhefe mit wenig oder ganz ohne Alkohol gebraut wird. Die zweite Methode ist technischer Natur: Dabei braut man zunächst „echtes“ Bier und entzieht ihm den Alkohol nachträglich. GEA entwickelt Technologien und Lösungen für beide Verfahren.

Beim technischen Verfahren kommt entweder Membrantechnologie oder thermische Technologie (z. B. Vakuumverdampfung oder -destillation) zum Einsatz. Die thermische Entalkoholisierung eignet sich für große Mengen und zur Erzielung eines Alkoholgehalts von 0,00 Vol.-%.
Das schonendste Verfahren für die Entalkoholisierung ist die Membranfiltration durch Umkehrosmose. Da die Filtrationstemperaturen bei unter 10 °C liegen, wird das Bier keinem thermischen Stress ausgesetzt.

2016 stellte GEA seine Entalkoholisierungsanlage AromaPlus vor. Das System mit Membranfiltrationstechnologie eignet sich für unterschiedlich große Zulaufmengen und ist sowohl für Batch- als auch kontinuierliche Verfahren konfigurierbar. Ihre spiralgewickelten AromaPlus-Umkehrosmosemembranen bestehen aus einer dünnen Polymerschicht, die Wasser und Alkohol passieren lässt, während die für Aroma und Körper des Bieres wichtigen Zutaten erhalten bleiben. Ein sparsamer Energie- und Wasserverbrauch macht das AromaPlus-System, das Alkohol auf bis zu 0,05 Vol.-% entfernt, zudem zu einer kosteneffizienten Lösung. Somit können sich auch kleine Brauereien eine eigene Anlage leisten.

„Dieses Verfahren bietet Brauereien einen großen Vorteil, da die meisten Aromen im Bier und somit auch der Geschmack erhalten bleiben“, so Ralf Scheibner, Leiter der Abteilung für Membranfiltration bei GEA. Neben der gleichbleibend hohen Qualität des Bieres mit einem guten Aromaprofil bietet AromaPlus weitere wichtige Vorzüge:

  • geeignet für gefilterte und ungefilterte Biere
  • modularer Aufbau (von der Batch-Verarbeitung < 50 hl bis zur kontinuierlichen Verarbeitung ≥ 100 hl/h)
  • rahmenmontierte Kompaktanlage mit integriertem Regelungssystem
  • integriertes Reinigungssystem (CIP)
Die Entalkoholisierungsanlage AromaPlus von GEA nutzt Umkehrosmose-Membranfiltration zur Entfernung des Alkohols bis auf 0,05 Vol.-%.

Die Entalkoholisierungsanlage AromaPlus von GEA nutzt Umkehrosmose-Membranfiltration zur Entfernung des Alkohols bis auf 0,05 Vol.-%.

AromaPlus von GEA produziert genau die Art aromatisches und erfrischendes alkoholfreies Bier, die viele Verbraucher heutzutage wollen und auch erwarten. Niedrige Temperaturen und der Erhalt des ursprünglichen Geschmacksprofils durch den Einsatz dichter Umkehrosmosemembranen ermöglichen ein Bier, das dem Original bemerkenswert nahekommt.“ – Ralf Scheibner, Leiter der Abteilung für Membranfiltration bei GEA

– Ralf Scheibner, Leiter der Abteilung für Membranfiltration bei GEA

Erfahrung macht sich bezahlt

GEA blickt auf 145 Jahre Erfahrung im Brauereigeschäft zurück und bietet heute Lösungen für den gesamten Brauprozess. Schon sehr lange unterstützen wir Kunden aus aller Welt dabei, nachhaltiger zu produzieren und gleichzeitig den sich ständig ändernden Vorlieben der Verbraucher gerecht zu werden. Unsere Produkte sind bekannt für ihre Langlebigkeit und den schonenden Einsatz von Ressourcen. Sie ermöglichen den Kunden die digitale Steuerung, Überwachung und intelligente Durchführung aller Arbeitsschritte.

GEA Technologie für die Herstellung nichtalkoholischer Biere hilft Brauereien dabei, ihre Margen zu sichern, nah an den Kunden zu bleiben – und neue Kunden zu gewinnen. Der Einsatz des GEA AromaPlus-Systems hat Brauereien in den USA, Kanada und Europa gezeigt, dass die Aufnahme alkoholfreier Biere in ihr Produktsortiment nicht nur profitabel ist, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Sicherung der eigenen Zukunft.

Gute Nachrichten verbreiten sich schnell

Im Jahr 2016 präsentierte die Klosterbrauerei Andechs aus Bayern eine entalkoholisierte Variante ihres Weißbieres mit sonst 5,5 Vol.-%. Nachhaltigkeit und geschmackliche Nähe zum Original waren die Kriterien, die es zu erfüllen galt. Eine Alternative zum GEA System mit Umkehrosmose für die schonende Entalkoholisierung im Kaltverfahren kam für die Betriebsleitung nicht in Betracht. Die Anlage war perfekt für die Produktionsmenge geeignet; außerdem musste die Brauerei keine Kompromisse beim Geschmack ihres beliebten Bieres eingehen. Das Resultat: ein ungefiltertes Bier mit weniger als 0,5 Vol.-%, das sich durch eine feinporige Schaumkrone, einen eleganten Körper sowie Topeigenschaften bei Farbe, Trübung, Aroma, Geschmack und Würze auszeichnet – kommt es doch mit einem Hauch von Banane und Gewürznelken daher. So war denn auch die Verwandtschaft mit dem 5,5-prozentigen Vorgänger unverkennbar und bei Blindverkostungen für viele Genießer eine angenehme Überraschung.

Bei einem Messebesuch Ende 2016 kam auch Gustavo Tresselt, Braumeister der Schönbuch Braumanufaktur, in den Genuss des neuen alkoholfreien Andechser Weißbieres. Und diese Kostprobe setzte eine ganze Kette von Ereignissen in Gang: Zunächst begab sich Tresselt gemeinsam mit Ralf Scheibner zum GEA Forschungs- und Entwicklungszentrum in Karlsruhe, um die Entwicklung eines eigenen alkoholfreien Schönbuch Bieres in die Wege zu leiten. Im Jahr 2017 wurden der Geschäftsführung der Brauerei dann Kostproben zur Genehmigung und Etatfreigabe vorgelegt. Im Frühjahr 2018 war es schließlich soweit: Die eigene AromaPlus-Anlage war in Betrieb, und schon bald darauf ging Schönbuch mit seinen ersten alkoholfreien Sorten an den Start – einem Weizenbier mit 0,4 Vol.-% und einem hellen Lager. Die fast 200 Jahre alte Brauerei aus Schwaben ist stolz auf ihre hochwertigen Alkoholfreien, mit denen die Fangemeinde weiter wachsen dürfte. Ein Absatzplus von 17 Prozent im ersten Halbjahr 2019 und mehrere Goldmedaillen haben Schönbuch darin bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Schönbuch

Die Zusammenarbeit zwischen GEA und der britischen Brauerei Adnams Southwold nahm ihren Anfang im Jahr 2005: Damals bekam GEA (Huppmann) den Auftrag, die modernste und effizienteste Brauerei in ganz Großbritannien (und vielleicht sogar Europa) zu bauen. Ein Ziel – neben größerer Flexibilität – war auch mehr Nachhaltigkeit, zum Beispiel durch die Nutzung von Abwärme. 2011 begann Adnams mit der Produktion von alkoholarmem Bier, doch der Wunsch nach Sorten mit höchstens 0,5 Vol.-% führte schließlich zu einem weiteren Anruf bei GEA. Im Jahr 2018 erwarb das Unternehmen die GEA Entalkoholisierungsanlage AromaPlus. Und nur ein Jahr später erhielt Adnams bei den World Beer Awards 2019 Gold für seine neue Kreation mit 0,5 Vol.-%, das Ghost Ship Citrus Pale Ale. Inzwischen ist die Nachfrage so groß, dass Adnams seine Kapazitäten 2019 nahezu verdoppelt hat – und sie im Frühjahr 2020 voraussichtlich erneut verdoppeln wird.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Adnams Southwold

Bild mit freundlicher Genehmigung von Adnams Southwold

Wir wollten unbedingt auf unter 0,5 kommen, gleichzeitig aber nahe am Geschmack und Charakter unseres Topsellers Ghost Ship 4.5 bleiben. Das Resultat hat die Erwartungen übertroffen, sowohl unsere eigenen als auch – noch wichtiger – die unserer Kunden, die unser authentisches und aromatisches alkoholarmes Bier wirklich zu schätzen wissen.“– Fergus Fitzgerald, Braumeister bei Adnams Southwold, Großbritannien

– Fergus Fitzgerald, Braumeister bei Adnams Southwold, Großbritannien

In puncto Nachhaltigkeit setzt Adnams schon lange Maßstäbe in der Branche. Als erste britische Brauerei überhaupt hat das Unternehmen sein Sortiment einer umfassenden Lebenszyklusanalyse mit Blick auf CO2-Bilanz und Wasserverbrauch unterzogen. Bei dem neuen alkoholarmen Bier ließ man sich auf keinerlei Kompromisse ein, weder bei der Nachhaltigkeit noch beim Geschmack. „Was den Strom- und Wasserbedarf für die Entalkoholisierung betrifft, so kann man möglichen Belastungen gegensteuern“, erklärt Unternehmenschef Jonathan Adnams. „So beziehen wir beispielsweise ausschließlich Ökostrom. In Zukunft wollen wir unseren Strom in unserer nahegelegenen Bioanlage sogar selbst produzieren. Das eingesetzte Wasser kann in nachfolgenden Phasen des Brauprozesses wiederverwendet werden. Außerdem bauen wir ganz in der Nähe Roggen an und decken damit einen Großteil unseres Bedarfs. So verkürzen wir unsere Lieferkette, die gleichzeitig ihren lokalen Charakter behält.“

Bei jeder wichtigen strategischen Entscheidung zur Modernisierung oder Diversifizierung unserer Brauerei haben wir GEA kontaktiert. Dank ihrer Unterstützung und Expertise können wir unser Geschäft so führen, dass wir stolz darauf sind und es uns allen zugute kommt. Dabei fließt auch der besondere Fokus von GEA auf Gesundheit und Wohlbefinden mit ein.“– Jonathan Adnams, Chairman von Adnams Southwold, Großbritannien

– Jonathan Adnams, Chairman von Adnams Southwold, Großbritannien

Nichts dem Zufall überlassen

GEA möchte seinen Kunden maximale Transparenz bieten, damit sie fundierte Entscheidungen zur Optimierung und zum Ausbau ihrer Geschäfte treffen können. Für Brauereien, die in Entalkoholisierungstechnologie investieren wollen, führt praktisch kein Weg am GEA Forschungs- und Entwicklungszentrum in Karlsruhe vorbei. Hochmoderne Versuchsanlagen und Prüfstände sowie umfangreiche Laboreinrichtungen für weitere Analysen ermöglichen es den Bierbrauern, neue Produkte quasi vorab zu entwickeln und zu verkosten, bevor sie sich für den Kauf einer Anlage entscheiden. Außerdem stellt GEA Zentrifugen und mobile Versuchsanlagen bereit, damit die Kunden verschiedene Systemtypen bequem am eigenen Standort testen können.

Nichts dem Zufall überlassen
Selbstentleerender Separator von GEA für perfekt gestoppte Gärung

Selbstentleerender Separator von GEA für perfekt gestoppte Gärung

Das Stoppen der Gärung ist nach wie vor eine beliebte Methode für die Herstellung von alkoholarmem bzw. alkoholfreiem Bier. Die selbstentleerenden Separatoren von GEA mit integriertem Direktantrieb oder Riemenantrieb entfernen im richtigen Moment schnell die Hefe aus dem Bier. Neben hoher Produktqualität und Flexibilität profitieren die Brauereien auch von kürzeren Brauzeiten (und einem schnellen Return on Investment), da das Bier nicht auf Batch-Ebene entalkoholisiert werden muss.

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