Endprodukt der 1-l-Milchverpackungen von Baladna
Im Jahr 2017 hat die katarische Regierung gemeinsam mit dem wichtigsten Molkereibetrieb des Landes, Baladna Food Industries WLL, eines der ehrgeizigsten Milchwirtschaftsprojekte in Angriff genommen, das die Welt je gesehen hat. In dem Bestreben, die Selbstversorgung des Landes mit Frischmilch und Molkereiprodukten zu steigern, begann die Umwandlung von über zwei Millionen m2 Wüste in einen riesigen Milchviehbetrieb mit Ställen, automatischen Melkständen und Produktionslinien. 4.000 Kühe wurden aus den USA eingeflogen, und in nur sechs Monaten war die hochmoderne Farm betriebsbereit. Gleichzeitig nahm Baladnas riesige Milch- und Saftverarbeitungs-/Abfüllanlage die Arbeit auf – und bereits Mitte 2018 lieferte die Fabrik ihre beliebten Produkte an Einzelhandelsgeschäfte, Hotels, Restaurants und Cafés in ganz Katar.
Heute beherbergt die riesige Anlage von Baladna 24.000 Kühe und verarbeitet 400.000 Liter Milch pro Tag, um ein breitgefächertes Angebot herzustellen – von frischen und haltbaren Milchprodukten bis hin zu fermentierten Erzeugnissen, Käse und Säften. Dank der automatisierten Verarbeitung und Abfüllung werden täglich mehr als 250 verschiedene Milch- und Saftprodukte hergestellt und innerhalb von ein paar Stunden in die Verkaufsregale gebracht. In wenigen Jahren hat Baladna nicht nur dazu beigetragen, dass Katar die Selbstversorgung mit Milchprodukten erreicht hat, sondern exportiert nun seine beliebten Erzeugnisse auch in andere Länder in der gesamten Region.
„Schon bei der Unterzeichnung des ersten Vertrags im September 2017 war klar, dass es sich hier um ein besonderes Projekt handelt", sagt Caroline Siemen (GEA TDS), die von 2019 bis 2021 mehr als sechs Monate lang in Katar vor Ort war. Zunächst als Projektingenieurin und später als Projektleiterin, war sie maßgeblich an der Installation und Inbetriebnahme der Milch- und Saftverarbeitungsanlage beteiligt. „Das Ausmaß der Anlage sieht man nicht jeden Tag, und auch der ehrgeizige Zeitplan war nicht einfach einzuhalten. Baladna hatte einen klar umrissenen Auftrag. Aufgrund des Embargos, das Saudi-Arabien und die anderen GCC-Staaten damals verhängten, hatte man es eilig, die Anlage fertigzustellen.“
Angesichts der hohen Anforderungen, die an das Projekt gestellt wurden, erkannte Baladna umgehend die Vorteil einer „All-in-One“-Lösung. So lieferte GEA nicht nur die neuesten Melkanlagen für den Betrieb, sondern auch eine breite Palette von Komponenten, die für die Milch- und Saftanlage benötigt wurden, darunter GEAs eigene Ventile, Separatoren, Homogenisatoren, Vakuummischer und aseptische Anwendungen (für UHT). Gepaart mit den Prozess-Tools und dem erforderlichen Know-how, um dies alles zusammenzubringen – von der Planung bis zur Inbetriebnahme.
Tanklager in der Prozesshalle
Das Zusammenspiel aller Komponenten im Werk Baladna ist heute eine der größten Aufgaben für die Automatisierungs- und Prozesssteuerungslösungen von GEA. „Das System muss täglich mit über 225 verschiedenen Milch- und Saftprodukten jonglieren – von Frischmilch über H-Milch bis hin zu fermentierten Produkten, Säften und Desserts. Dies erfordert äußerst komplexe Automatisierungssysteme mit zahlreichen Funktionen", erklärt Eduardo Vega Nájera, Lead Automation Engineer bei GEA Spanien, der zu einem vierköpfigen Team gehörte, das mehr als 12.000 Programmier- und Inbetriebnahmestunden leistete, bevor die endgültige Werkserweiterung fertiggestellt wurde. Das Team von GEA Spanien installierte eine der größten Anwendungen von GEA Codex® Process Control – ein flexibles, vielseitig einsetzbares und offen zugängliches Automatisierungssystem – sowie GEA Codex® MES: eine Anwendungssuite, die eine Vielzahl von Anforderungen an Fertigungssteuerungssysteme abdeckt.
Die maßgeschneiderte Lösung für Baladna erstreckt sich auf GEA Codex® HMI für eine einfache Bedienung und Wartung, GEA Codex® Historian für die Aufzeichnung und Visualisierung aller verfügbaren analogen und digitalen Informationen sowie das GEA Codex® Recipe-System, das die Sequenzierung von Phasen ermöglicht, die auch für einen parallelen Ablauf konfiguriert werden können. Das Zusammenspiel dieser Anwendungen ermöglicht den Bedienern von Baladna die Steuerung von Prozessen, die Erfassung und Überwachung von Daten und die Interaktion mit den zahlreichen Geräten (z. B. Ventilen und Pumpen) in Echtzeit. „Das Projekt hat bestätigt, wie leistungsfähig GEA Codex® wirklich ist – seine Vielseitigkeit, aber auch seine Skalierbarkeit vom kleinsten Projekt bis hin zu einem Betrieb dieser Größenordnung", sagt Francisco de Borja Gonzalez Molina, Group Manager, GEA Spanien. „Mit GEA Codex® konnten wir dem Kunden eine technische Rundum-Lösung anbieten.“
Vom Bau des Milchviehbetriebs im Jahr 2017 bis zur Fertigstellung der endgültigen Fabrikerweiterung im Oktober 2021 trugen insgesamt sieben GEA Büros zum Endergebnis bei. „Von Anfang an erwartete Baladna das Beste – die Flexibilität, neue Ideen und Änderungen zu integrieren, und die Fähigkeit zur zeitnahen Durchführung. Die Tatsache, dass wir dem Kunden ein so breites Spektrum an Lösungen und Dienstleistungen unter einem Dach anbieten können, hat sicherlich zu der schnellen Umsetzung beigetragen", sagte Frau Siemen. Auf dem Weg dorthin gab es zahlreiche Herausforderungen. COVID-Beschränkungen, einschließlich Quarantänebestimmungen in Katar, verlangsamten den Fortschritt. Während der Installation der Erweiterung der bestehenden Anlage standen Siemen und ihr Team vor der zusätzlichen Herausforderung, neue Leitungen und Anschlüsse zu implementieren, während die Produktion bereits rund um die Uhr lief. „Wir haben uns auf das Ziel konzentriert, als Team zusammengehalten und schließlich das gewünschte Ergebnis erzielt. Wir wussten, dass wir das Beste aus jedem von uns herausholen mussten, und es war großartig zu sehen, wie jeder über seine Komfortzone hinausging und sich weiterentwickelte", sagt Siemen.
Projektteam von GEA & Baladna auf der FAT, 2021 Project Manager Caroline Siemen, links im Bild Lead Automation Engineer Eduardo Vega Nájera (blaue Maske), auf der linken Seite, sitzend
- Caroline Siemen, GEA TDS