Fachpressemitteilung
28. Mai 2024
GEA lieferte die Zentrifugen, die für den Extraktionsprozess des Biopolymers aus dem Nereda®-Granulatschlamm in der Kaumera-Produktionsanlage in Zutphen, Niederlande, erforderlich sind. (Foto: GEA)
Das nachhaltige Biopolymer Kaumera ist eine praktikable Alternative zu einer Vielzahl von Materialien wie zum Beispiel petrochemische Materialien. Eines der Hauptmerkmale von Kaumera ist die Fähigkeit, Wasser sowohl zu absorbieren als auch abzustoßen. Diese Eigenschaft bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Bau-, Textil-, Papier- und Betonindustrie. Auch in der Landwirtschaft und im Gartenbau kann Kaumera die Auswaschung von Düngemitteln verringern sowie die Wasser-Speicherkapazität der Saaten und des Bodens verbessern. Die Pflanzen nehmen den Dünger besser auf. Sie werden widerstandsfähiger und wachsen besser. Kaumera kann auch als Bindemittel verwendet werden, um die Pelletierung pulverförmiger Materialien als Struvit (Magnesium-Ammonium-Phosphat-Gemisch) zu unterstützen. Ferner ist Kaumera ein feuerhemmendes Mittel. Die wasserabweisenden Eigenschaften machen Kaumera zu einer funktionsfähigen Beschichtung für Betonböden. Schließlich kann Kaumera auch mit anderen Rohstoffen zu Kompositmaterialien kombiniert werden.
Die Entwicklung eines nachhaltigen Produkts wie Kaumera bedingt Partner, die viel Kompetenz und Erfahrung einbringen. Mark Smit ist R&D Engineer/Manager Operations bei der Rijn en IJssel. Er ist von der Zusammenarbeit beider Unternehmen begeistert. „GEAs Purpose und die konsequente Umsetzung decken sich gut mit unseren Nachhaltigkeitszielen und denen der Wasserbehörde. Wir suchen nach neuen Wegen, um wertvolle, biobasierte Rohstoffe und weitere Komponenten aus dem Aufbereitungsprozess zu extrahieren und sie in einem Kreislauf wiederzuverwenden.“ Smit ergänzt: „Auf diese Weise produzieren wir saubereres Wasser, reduzieren unseren CO2-Fußabdruck und schaffen einen Mehrwert aus Strömen, die früher als Abfall betrachtet wurden. Genau das ist Kaumera.“
Dr. Birte Clason arbeitet als Senior Process Engineer für den Geschäftsbereich Umwelt in der Business Unit Separators bei GEA. Bereits seit 2017 ist sie Teil des Projektteams und arbeitet eng mit Kaumera zusammen. „Wir liefern für Kaumera die mechanische Aufbereitung im Prozess. Insbesondere die letzten beiden Prozessschritte in der Dekanter- und Tellerzentrifuge sind entscheidend für die Qualität von Kaumera. Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit diesem Schritt beschäftigt, um herauszufinden, wie wir ihn optimieren können. In enger Zusammenarbeit mit unserem Kunden wollen wir die Qualität von Kaumera konsequent weiter verbessern.“ Sie lobt die Zusammenarbeit mit der Wasserbehörde. „Das Besondere an der Zusammenarbeit sind die stets offenen und vertrauensvollen Gespräche. Gemeinsam haben wir Lösungen erarbeitet und Hindernisse aus dem Weg geräumt.“ Einige Beispiele: Bei der Installation, Inbetriebnahme und Prozessoptimierung der GEA-Anlagen in der Produktion in Zutphen waren Mitarbeiter von der Wasserbehörde und von GEA mehrfach vor Ort. So konnten Änderungen direkt in Zutphen getestet und die Ergebnisse sofort gemeinsam besprochen werden. „Es ist durchweg eine fruchtbare Zusammenarbeit, bei der wir uns gegenseitig helfen und jeder sein Wissen und seine Erfahrung einbringt“, so Birte Clason.
„Das Team von GEA ist bestrebt, die besten technischen Lösungen zu finden, auch wenn es Herausforderungen gibt. Das ist nicht immer der einfachste Weg, aber auf diese Weise kommt man zu dauerhaften und nachhaltigen Lösungen“, sagt Mark Smit. GEA verbessert zum Beispiel die Produktqualität des Kaumera durch diverse technische Modifikationen an beiden Zentrifugen. „Umfassende Zahlen aus der Produktion und deren Analyse liefern eine Fülle von Erkenntnissen. Gemeinsam mit GEA gewinnen wir umfangreiches Wissen über die Kaumera-Extraktionstechnologie, das wir vielleicht weltweit nutzen können“, so Smit. Und es geht noch weiter und größer. „Bei unseren Treffen entwickeln wir auch neue Ideen, die nicht nur Kaumera, sondern der gesamten Wasseraufbereitungsbranche zugutekommen. Wer weiß also, was die Zukunft bringt, wenn wir weiterhin unser Fachwissen bündeln“, blickt Smit in die Zukunft.
Die Grafik zeigt den Kaumera-Prozess. (Grafik: Kaumera)
Kaumera ist ein biobasierter Rohstoff, der aus dem Schlammgranulat von Nereda® Kläranlagen gewonnen wird. In vielen Fällen kann es als Ersatz für petrochemische Materialien verwendet werden. Neben verschiedensten Einsatzgebieten wie z.B. der Bauindustrie wird momentan besonderer Fokus auf den Einsatz in der Forstwirtschaft, dem Gartenbau und der Landwirtschaft gelegt. Beispielsweise als Beschichtung von Saatgut und damit Erhöhung der Trockenresistenz, Beschichtung von Düngemittelpartikeln und damit Erhöhung der Nährstoffverfügbarkeit, als Biostimulans im Gartenbau und in der Landwirtschaft. Ferner verbessert Kaumera die Feuchtigkeitsspeicherung im Boden.
Viele Beispiele von der Produktion bis zum vielfältigen Einsatz zeigen eine positive und nachhaltige Wirkung auf unsere Umwelt. Von der positiven CO2-Bilanz bei der Klärschlammverwertung, über die Vermeidung erdölbasierter Produkte und die Einsparung fossiler Düngemittel bis hin zum positiven Einfluss auf die Wasserbilanz. Kaumera zeigt sich somit rundherum als ein zukunftsorientierter, nachhaltiger Rohstoff, der maßgeblich zur Kreislaufwirtschaft beiträgt.
Am 2. Oktober 2019 wurde in Zutphen die weltweit erste Rohstofffabrik für Kaumera eröffnet. Die Anlage in Zutphen besteht aus einer Nereda®-Abwasseraufbereitungsanlage und einer Kaumera-Extraktionsanlage. Die Nereda®-Kläranlage wird mit industriellem Restwasser aus zwei Molkereien gespeist. Eine zweite Anlage wird von Wasserbehörde Vallei en Veluwe in Epe betrieben. Dort wird Nereda®-Schlamm aus kommunalem Abwasser zur Herstellung von Kaumera verwendet. Diese Kaumera-Anlage ist seit Herbst 2020 in Betrieb.
Die Realisierung der Rohstoffanlage in Zutphen wird teilweise durch finanzielle Beiträge der Europäischen Kommission über das LIFE-Programm, des Wirtschaftsministeriums über das DEI-Programm und der Provinz Gelderland ermöglicht.
GEA ist weltweit einer der größten Systemanbieter für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie. Der 1881 gegründete und international tätige Technologiekonzern fokussiert sich dabei auf Maschinen und Anlagen sowie auf anspruchsvolle Prozesstechnik, Komponenten und umfassende Service-Dienstleistungen.