19 Jun 2019
Vegetarische oder vegane Alternativen zu klassischen tierischen Molkereiprodukten stammen zu 100 Prozent aus Pflanzen wie Nüssen, Samen oder Getreide und ersetzen Getränke, Aufstriche, Speiseeis, Joghurt und andere Mahlzeiten. Waren sie einst in den „Diät-Regalen“ der Supermärkte untergebracht, zu denen sich vor allem Menschen mit Laktoseintoleranz oder Milcheiweißallergien bückten, sind die hippen Veggie-Optionen inzwischen bestens akzeptiert – und in die attraktiven Verkaufsplätze auf Augenhöhe der Käufer gerückt. Verbraucher pflegen zunehmend einen gesünderen Lebensstil und versuchen, ihre persönliche Ökobilanz zu verbessern. Viele lassen sich vom neuen Geschmack überzeugen.
Im Vergleich zum Angebot vor zehn Jahren bieten immer mehr Einkaufsmärkte den Verbrauchern heute die Qual der Wahl, jedes Jahr kommen zahlreiche neue milchfreie Produkte in den Handel. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Konsumenten an den Geschmack, die Textur, die Inhaltsstoffe, deren Ernährungsbeitrag, die Herkunft und den ökologischen Gesamtfußabdruck der Nahrungsmittel.
Einige Studien schätzen, dass bis zu 65 Prozent der Weltbevölkerung nur eingeschränkt in der Lage sind, nach dem Säuglingsalter Laktose zu verdauen. Laktoseintoleranz ist am weitesten bei Menschen ostasiatischer Herkunft verbreitet und betrifft dort mehr als 90 Prozent der Erwachsenen. Auch Menschen westafrikanischer, arabischer, jüdischer, griechischer und italienischer Herkunft weisen diese Tendenz überdurchschnittlich auf. Der häufigste Grund für diese Unverträglichkeit ist, dass unser Körper dann weniger Laktase – das Enzym, das für den Abbau des Laktosezuckers in der Milch erforderlich ist – produziert, wenn Milch nicht mehr primäre Nahrungsquelle ist. In vielen Kulturen geschieht dies bereits in der frühen Kindheit und kann zu Verdauungsproblemen führen. Andere haben eine Milcheiweißunverträglichkeit oder leiden an einer Milchallergie. Letzteres betrifft das Immunsystem und kann lebensbedrohlich sein. Und schließlich vermeiden manche Menschen Milchprodukte bewusst, um nicht mit Steroiden oder Hormonen in Kontakt zu kommen.
Weltweit mehren sich die Bedenken gegenüber der Ökobilanz mancher Lebensmittel, Menschen gehen zu flexitarischen Essgewohnheiten, zu vegetarischer oder veganer Ernährung über. Hierbei rücken tierische Produkte aus dem Fokus, das Interesse an rein pflanzlichen Getränken wächst. Wie viel Protein aber die Alternativen liefern können, ist ein Schlüsselfaktor in der aktuellen Debatte zur neuen Ernährungsweise. Beispielsweise haben Soja und Erbsen einen hohen Proteingehalt, erbsenhaltige Getränke bieten sogar noch mehr Protein pro Glas als Kuhmilch. Hinzu kommt, dass diese Getränke in einigen Märkten günstiger als herkömmliche Kuhmilch sind. Und weil die meisten Menschen täglich zwei oder drei Portionen Milch (oder Milchalternativen) benötigen, ist dies eine Frage, die der Verbraucher nicht einfach beiseiteschieben kann. Zusammengenommen treiben diese Faktoren das Wachstum in diesem dynamischen Sektor an.
Die enorme Vielfalt in diesem Bereich zeigt sich in den zahlreichen Produkten aus Nüssen, Samen und Getreide, wie Soja, Kokosnuss, Cashew, Macadamia, Hanf, Quinoa, Gerste, Flachs und Erbsen. Viele dieser Getränke sind sehr nahrhaft und mit Kalzium und Vitamin D angereichert. Dies sind die bekanntesten:
Kultur und Wirtschaft spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Verbreitung des Konsums pflanzlicher Getränke. Laut Forschungsorganisation Zenith Global dominierte der in Asien gut etablierte Soja-Drink auch 2018 weltweit diese Kategorie und machte etwa 50 Prozent des globalen Volumens aus. Mandelgetränke folgten mit 26 Prozent und dürften in den nächsten fünf Jahren vor allem in den westlichen Ländern stark an Popularität gewinnen. In den USA löste sie tatsächlich 2013 Soja als meistverkauftes pflanzliche Milchalternative ab. In der Region Asien-Pazifik kommen nun weitere neue Produkte auf den Markt, deren Inhaltsstoffen wie Kollagen, Aminosäure oder Aktivkohle ein Mehrwert für Schönheit und Gesundheit zugesprochen wird. Sie betonen die „Frei von“-Idee, sind oft soja-, nuss-, konservierungsmittel-, gentechnik- oder zuckerfrei. Diese Verschiebung ist vor allem dadurch bedingt, dass Menschen verstärkt auf gesunde Ernährung achten und heute mehr Haushalte über ein entsprechendes Einkommen verfügen.
Wie im gesamten Nahrungsmittelsektor zu beobachten, erfreuen sich auch Mischformate zunehmender Beliebtheit. So wird beispielsweise Müsli aus Getreide in Form von Müsliriegeln oder Joghurt, der traditionell mit einem Löffel aus einem Behälter gegessen wird, heute oft in Ready-to-drink(RTD)-Behältern verkauft; das gilt ebenso für probiotische, milchfreie Alternativen. Die Unterwegs-Option RTD ist ideal für aktive Verbraucher, die zur Arbeit reisen, auf dem Weg ins Fitnessstudio oder auf der Suche nach einem schnellen Snack zwischendurch sind. Und während die Wachstumschancen im Bereich der Milchalternativen enorm sind, waren die Erwartungen der Verbraucher nie höher. Euromonitor International gibt den Herstellern in Bezug auf pflanzliche Joghurtprodukte folgende Empfehlungen:
- Steffen Rathmann, Leiter der Abteilung für alkoholfreie Getränke, GEA
GEA liefert komplette Verarbeitungslinien für die Herstellung von Soja-Drinks, die die Grundlage für verschiedene Getränke, Tofu und andere Lebensmittel aus Soja bildet. Die Flüssigkeit wird aus einer stabilen Mischung aus Öl, Wasser und Protein gebildet, die entsteht, wenn Sojabohnen eingeweicht, gemahlen und mit Wasser vermischt und schließlich der Sojabrei Okara – üblicherweise mit einem Dekanter – getrennt wird.
Sobald die Enzyme durch Hitze ausgeschaltet sind, wird die Flüssigkeit desodoriert, verrührt und homogenisiert. Die Sojaprodukte werden dann pasteurisiert oder ultrathermisch behandelt und verpackt. Ein wichtiger Schritt in diesem Prozess ist es, die Aktivität des Enzyms Lipoxygenase zu reduzieren. Dadurch wird verhindert, dass ungesättigte Fettsäuren oxidieren und sich Fehlaromen bilden, beispielsweise ein unerwünschtes Bohnenaroma. Geschmacksvarianten – ganz gleich, ob das Produkt nach Hülsenfrüchten oder neutral schmecken sollen – werden durch entsprechende Parameter in der Extraktionsphase erzeugt. Die Separatoren von GEA helfen zusätzlich, fettarme Varianten herzustellen, indem sie die Öle entfernen.
Der Markt für Milchalternativen in China ist gut etabliert – zum großen Teil aufgrund der hohen Laktoseintoleranz in der Bevölkerung und eines deutlichen Anstiegs des Veganismus. Soja dominiert wegen seines hohen Proteingehalts nach wie vor und wird immer häufiger als verpacktes anstatt als frisches Produkt verkauft, insbesondere da der Wunsch nach unkompliziertem Convenience Food steigt. Zugleich steigt ebenfalls die Nachfrage nach klar gekennzeichneten Inhaltsstoffen aus nachhaltigen Quellen, aber auch nach hochwertigen nachhaltigen Herstellungsverfahren.
Als einer der größten chinesischen Hersteller von Milchprodukten, ein langjähriger Kunde von GEA eigentlich in der klassischen Milchverarbeitung, eine neue Sojaverarbeitungsanlage in China bauen wollte, wählte er GEA aus einem Pool erfahrener Wettbewerber in der Region. Das Ende 2018 begonnene Projekt umfasst den Bau und die Installation der Komponenten für die Vorbehandlung von Sojaprodukten – von der Gewinnung bis zur Mischung der Bohnen. Die neue Anlage wird im Spätsommer 2019 in Betrieb gehen und die Verarbeitungskapazitäten des Kunden für Sojabohnen erhöhen – sowie seine Position auf dem Markt für Milchalternativen deutlich verbessern.
Schlüsselfertige Anlagen, wie die, die GEA derzeit in China realisiert, integrieren viele Prozesse wie das Zermahlen, Zentrifugieren, die Enzymation, das Mischen, Homogenisieren und die Wärmebehandlung, deren Komplexität höchstes technisches Know-how bei der Planung, Automatisierung und Inbetriebnahme erfordern. Colm O’Gorman, der das globale, interdisziplinäre Team für pflanzenbasierte Getränke bei GEA leitet, ist hocherfreut, dass es GEA in jeder Region gelingt, Know-how und Technologie in Projekten mit Kunden umzusetzen: „Dies zeigt unsere Stärke als Prozessintegratoren auf der ganzen Welt. Wir sind in der Lage, alle Kernelemente anzubieten, die für die Extraktionstechnologie selbst und die nachgelagerten Prozesse notwendig sind. Mit unserer umfassenden Projekterfahrung und unserem Technologieportfolio begleiten wir unsere Kunden durch den gesamten Prozess einschließlich der anschließenden Produktionsdienste. Unser Fachwissen in Kombination mit dem partnerschaftlichen Ansatz von GEA stellt für unsere Kunden eine Win-win-Situation dar.“ GEA wird auch weiterhin einen Schwerpunkt auf die Entwicklung in der Industrie für pflanzliche Getränke legen, wofür das Unternehmen seine Erfahrungen und die neuen Erkenntnisse, insbesondere aus den GEA Entwicklungszentren für alkoholfreie Getränke, weltweit einbringt.
- Steffen Rathmann, Leiter der Abteilung für alkoholfreie Getränke, GEA