Fachpressemitteilung
29. April 2024
GEA und das US-amerikanische Unternehmen Circ haben erfolgreich ein neues Prozessdesign getestet und weiterentwickelt, das als Basisdesign für die weltweit erste PET-Recyclinganlage für Textilien dient. (Foto: GEA)
In den letzten Jahren ist die Zahl der pro Kopf gekauften Kleidungsstücke massiv gestiegen. Statistiken zeigen, dass allein in den letzten fünf Jahren weltweit rund 60 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr verkauft wurden, während es vor zehn Jahren noch rund 50 Milliarden waren – ein Anstieg von rund 20 Prozent. Dieser Anstieg des Bekleidungskonsums ist eng mit dem kontinuierlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen der Modeindustrie verbunden.
Nach aktuellen Schätzungen trägt die Modeindustrie mit rund zehn Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Diese Emissionen stammen aus verschiedenen Quellen entlang der gesamten Lieferkette, darunter die Beschaffung von Rohstoffen wie Baumwolle oder Polyester, der Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten sowie die Entsorgung unverkaufter und ausrangierter Kleidung.
Zur Veranschaulichung: Diese Zahlen bedeuten, dass heute jede Sekunde ein Müllwagen voller Textilien auf einer Mülldeponie entsorgt oder verbrannt wird. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden die Treibhausgasemissionen der Modeindustrie nach einer Hochrechnung des World Resources Institute bis 2030 um 50 Prozent steigen.
Der größte Teil des ökologischen Fußabdrucks, den die Produktion neuer Kleidung hinterlässt, entsteht durch die Nachfrage nach Rohstoffen – wobei Baumwolle und Polyester die weltweit am häufigsten produzierten Fasern sind. Für die Baumwollproduktion werden jährlich 3,3 Millionen Hektar Land und sechs Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht. Für die Herstellung von Polyester werden jährlich 70 Millionen Barrel Öl verbraucht. Dabei entstehen bis zu dreimal mehr Kohlenstoffemissionen als bei Baumwolle.
Circ hat eine Technologie entwickelt, mit der Polycotton-Abfälle wieder in die Rohstoffe zurückverwandelt werden können, aus denen sie hergestellt wurden. So können Modemarken Fasern wiederverwenden und dabei die Umweltbelastung verringern. GEA hat in seinen Testzentren erfolgreich die wichtigsten Arbeitsschritte dieses Prozesses getestet, um die Präzision zu erreichen, die aufgrund der Komplexität des Monomer-Rückgewinnungsprozesses erforderlich ist. Die Unterstützung von Circ hilft der Reduzierung der Umweltauswirkungen der Modeindustrie.
Das von Circ patentierte Konzept umfasst Verfahrensschritte, bei denen die in Polycotton-Stoffen enthaltenen Polyesterfasern in eine Flüssigkeit überführt und vollständig von den Baumwollfasern getrennt werden. Bei diesem hydrothermalen Verfahren werden nur Wärme, Wasser und ein geringer Anteil (<5) biologisch abbaubarer, umweltfreundlicher Chemikalien verwendet, um Baumwoll- und Polyestermischungen vollständig zu trennen, was deren Recycling ermöglicht.
Für das einzigartige Anlagendesign von Circ nutzte GEA seine gesamte Erfahrung in der Prozessgestaltung und ging mit einem neuen Design für die Kristallisation noch einen Schritt weiter – eine besonders anspruchsvolle Phase des Circ-Prozesses aufgrund der hohen Temperatur- und Druckanforderungen sowie des rheologischen Verhaltens des behandelten Schlamms. Das Ziel wurde erreicht: Sowohl das Monomer als auch die Baumwolle werden erfolgreich vollständig und unbeschädigt abgetrennt, so dass ihre Wiederverwendung bei der Herstellung neuer Textilien möglich ist.
Nach dem patentierten Verfahren von Circ® verwandelt sich Polyester in PET (Polyethylenterephthalat)-Chips. Diese haben nahezu perfekte thermische Eigenschaften und können nach jedem Gebrauch nahezu unendlich oft recycelt werden, was sie zu einem perfekten Ausgangsmaterial für verschiedene technische Anwendungen macht. Während PET ursprünglich für die Garnindustrie entwickelt wurde, wird es aufgrund seiner hohen Transparenz auch häufig in der Verpackungsindustrie eingesetzt, zum Beispiel bei der Herstellung verschiedener Folien und Packbänder.
„Solve Big Problems" – das ist einer der Grundsätze von Circ. Laurent Palierne, Direktor der Business Unit Chemie bei GEA, ist begeistert von der Projektpartnerschaft mit Circ: „Das Circ-Team war ebenso enthusiastisch und leidenschaftlich bei der Entwicklung der perfekten Anlage. Diese gegenseitige Energie war so groß, dass die Beziehung zu einer echten Partnerschaft wurde".
Farid Ghaderi, Senior Vice President Engineering bei Circ sagt: "Die Zusammenarbeit mit dem GEA Ingenieurteam war ein Vergnügen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit GEA bei der Entwicklung des Prozessdesigns, das Circ in die Lage versetzen wird, die weltweit erste Recyclinganlage für Textilien aus 100 % Poly-Baumwolle erfolgreich zu realisieren."
GEA ist weltweit einer der größten Systemanbieter für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie. Der 1881 gegründete und international tätige Technologiekonzern fokussiert sich dabei auf Maschinen und Anlagen sowie auf anspruchsvolle Prozesstechnik, Komponenten und umfassende Service-Dienstleistungen.